Hallo ich bin Veronika, die Praktikantin, schön, Sie kennenzulernen!

18 Sep 2020
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von Emilie
·
(Kommentare: 0)

Ich habe mich die letzten Tage allen so vorgestellt. Warum also nicht auch euch? 

Vielleicht hat sich mittlerweile auch ein paar mal ein Servus statt dem Hallo eingeschlichen. Dem Nachbarn habe ich gestern Grüß Gott über den Zaun gerufen und den Bayern 3 Reporter mit einem Pfiat Di verabschiedet - und mich dann gefragt als welchen Tiefen meines Unterbewusstseins das wohl kam. Als bayrisch-kärnterisch-wienerisch-badische Mischkulanz habe ich es eigentlich mit Stolz geschafft, überhaupt keinen Dialekt zu sprechen. Doch der Dialekt ist offenbar wie die gute Laune und die Liebe zur Musik ziemlich ansteckend hier. 

Wenn mich jemand fragt, was ich studiere, merkt sich das keiner. “Irgendwas mit Medien”. Und wenn man “irgendwas mit Medien” studiert, darf man eigentlich nichts von einem Praktikum erwarten, haben sie mir erzählt. Was man darf ist kopieren, Kaffee kochen, Kisten tragen, haben sie mir erzählt. Und wenn man Glück hat, trifft man vielleicht ganz besonders wichtige Leute, die einem dann knapp aber bestimmt davon berichten, wie ganz besonders wichtig sie sind, während sie dich ganz besonders selbstverständlich duzen - “Aber reden wir von dir, wie findest du mein neues Buch?”

Also habe ich versucht, nichts zu erwarten, vier Wochen an Kleidung in zwei Koffer zu stopfen, an jedes Kabel für jeden Teil meines technischen Equipments zu denken und meine Wohnung am besten so zu verlassen, dass sie nach dem Praktikum noch steht. Leider kann ich noch nicht sagen, wo ich am schönsten gescheitert bin - jedenfalls fehlen mir zwei Kabel und ich musste meinen Waschbeutel in die Hand nehmen. 

Entgegen aller gut gemeinten Ratschläge habe ich auch etwas erwartet. Hätte ich das Team nicht schon in ein paar Zoom-Konferenzen kennengelernt, wäre ich vielleicht nicht so kühn gewesen. 

Aber ich habe definitv nicht dieses Praktikum erwartet. 

In der Tat habe ich heute Kaffee gekocht - aber zum ersten Mal in diesem Praktikum, dass nun an  eine Woche geht. Ich habe auch neue Leute getroffen - aber auch meinen früheren Nachbarn aus Wien und einen alten Schulkollegen (und keiner hat mich nach seinem neuesten Buch gefragt). 

Nie hätte ich erwartet, das morgens ein perfekt gekochtes Frühstücksei an meinem Platz steht, oder am Abend ein Gläschen Kir Royal. Oder dass mir auf die Nachfrage nach einer Aufgabe aufgetragen wird, mich bitte hinzusetzen und Pause zu machen. Und wenn es dann doch mal etwas zu tun gibt, ist das dann mit meiner Kamera in die Unterrichtsstunden zu schleichen, mich ein bisschen in der Musik zu verlieren und Fotos zu machen oder den Bad Kohlgruber Sonnenuntergang in die Instagramstory zu posten. Oder Igel “Igeli” Stravinsky zu füttern. 

Den Erfahrungshorizont erweitern, darum geht es ja eigentlich, und mit Sicherheit mache ich das gerade. Aber auch mein Wortschatz wird - auch über Grüß Gott hinaus - erweitert. Dank Linda habe ich nun “Znüni”, “grusig”, “Chuchichäschtli” und “Flädermuus” gemeistert, sowie an jedes zweite Wort ein -li gehängt (nur Fränkli darf man nicht sagen, was ich auch erst lernen musste). 

Kurzum, ich habe wirklich etwas ganz anderes erwartet. 

Aber, anders kann man es einfach nicht sagen, schee is’s fei scho. 

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